Andreas-Albrecht-Torgau.de

Neueste Beiträge

Warning: Creating default object from empty value in /www/htdocs/w00c7700/modules/mod_latestnews/helper.php on line 109

Warning: Creating default object from empty value in /www/htdocs/w00c7700/modules/mod_latestnews/helper.php on line 109

Warning: Creating default object from empty value in /www/htdocs/w00c7700/modules/mod_latestnews/helper.php on line 109
Start Wandern 7 Seen Wanderung (104km) 2011


7 Seen Wanderung (104km) 2011

7 Seen Wanderung (104km) 2011

 

Am 05.05. 2011 war mal wieder großer Wandertag im Leipziger 7 Seen Land. In diesem Jahr wollte ich den langen Kanten endlich auch mal schaffen, nachdem ich meinen ersten Versuch vor drei Jahren nach 53km wegen Krämpfen beenden musste. Zur Vorbereitung bin ich im Frühjahr einige längere Strecken (35km, 47km, 58km, 42km und 62km) gelaufen. Ohne Training geht es halt nicht.

Um 17:00 Uhr trafen Cris, Sabine (meine Begleiter) und ich auf dem Marktplatz von Markkleeberg ein. Die Startunterlagen waren schnell und unkompliziert abgeholt. In der Sonne sitzend und ne Bratwurst essend warteten wir auf den Startschuss um 18:00 Uhr. Das übliche Kribbeln bei solchen Veranstaltungen stellte sich nun auch ein. Mit großem Brimborium und einem selbst getexteten Wanderlied der Rathausband ging es dann auch endlich los. Spontan entfleuchte meinen Lippen der Bahnbrechende Satz: und ruck zuck sind wir wieder da. Großes Gelächter und Schulter klopfen von Sabine und Cris war mir gewiss. Bis zum Cospudener See war auch recht viel Wanderverkehr auf den Wegen. Ab der Bistumshöhe (Kilometer 12) trennten sich einige kürzere Strecken. Danach war es ruhiger. Das Essen ein Volltreffer. Fettschnitten mit einem Sauren Hering und ner Gurke belegt. Vollkommen neue kulinarische Erfahrung. Wir stopften gleich zwei in unsere Mägen.

 

Vorbei am Freizeitpark Belantis zog sich die Strecke zum Zwenkauer See. Der ist jedoch noch ein riesiges Loch mit sehr wenig Wasser. Ne ziemlich öde Lauferei am Rand des ehemaligen Tagebaus. Unterbrochen nur durch eine Verpflegungs- und Stempelstelle nach 18km. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde es interessanter. Kurz nach dem Einschalten der Stirnlampen erreichten wir die ehemalige Grenze zwischen Sachsen und Preußen. Der Wiesenweg zum Trianon war mit Fackeln sehr gut beleuchtet. Grenzgrenadiere in Uniform und mit Muskete bewaffnet forderten einen Wegzoll ein. In die Kriegskasse des Vereins rieselten ein paar „Goldstücke“. Feine Sache, so etwas lenkt ab. Den dritten Stempel erhielten wir auf dem Rathausplatz von Zwenkau. Heißer Tee und Gebäck wurden auch gereicht. Unseren Rucksack erleichterten wir um 2 Riegel, dann ging es weiter. Immer noch entlang  des öden Tagebaurestloches. Der Weg bis Gaschwitz (31km) ist wohl auch nur in der Dunkelheit zu ertragen. Hier fing dann auch die erste sehr lange Asphaltpassage an. Die Gaschwitzer hatten sich zur Wegmarkierung im Ort etwas sehr originelles ausgedacht. Unzählige, zu Ringen verbundene Knicklichter waren nicht zu übersehen. Im Jugendzentrum genehmigten wir uns die erste 30 minütige Pause. Bei Spaghetti mit Tomatensoße und starkem, heißen Kaffee fiel uns das auch nicht schwer.


Bis zur Feuerwehr in Böhlen (36 km) spaziert es sich recht angenehm auf dem Pleiße Deich. Begleitet vom Gesang der Nachtigall genossen wir die schlummernde Natur. Den Kontrollpunkt in Rötha (42 km) passierten wir um 02:50 Uhr. Danach folgt wieder ein unangenehmes Wegstück nach Espenhain (45km). Asphaltierter Fußweg neben der B95, flankiert von einem Gewerbegebiet, Singletrails mag ich lieber. Hinter Espenhain folgt die einzige nennenswerte Geländeerhebung der gesamten Tour. Die Halde Trages. Ein bis zur Wende zur Verkippung von Abraum und Asche genutzter, von Menschenhand errichteter Dreckhaufen. 20 Jahre später hat sich hier ein wunderbares Stück Natur entwickelt. Es macht Spaß, die 65 Höhenmeter zu erklimmen. Am Himmel kündigten die ersten Grauschleier den nahenden Morgen an. Es ist aber auch die Stunde der ersten Müdigkeitswelle. Ab und an mussten wir uns mal anschubsen, um nicht beim Laufen einzunicken. Am südlichsten Punkt, kurz vor dem Abstieg nach Thierbach, wieder ein Kontrollpunkt mit Teepause. Am Ortseingang von Thierbach haben wir uns von weißen Pfeilen auf der Strasse irritieren lassen. Etwas orientierungslos sind wir daraufhin ca. 2,5km Umweg gelaufen. Umso netter dann das Frühstück im Sportlerheim (54km). Puddingsuppe, belegte Brötchen, Kuchen und Kaffee. Die Stärkung haben wir gebraucht. Die hälfte der Strecke war geschafft. Vor drei Jahren musste ich hier völlig fertig und entnervt aufgeben. Dieses mal fühlte ich mich super. Aufgrund der Umwegsverzögerung gestalteten wir die Rast recht kurz.

Südlich von Thierbach wird die Landschaft etwas welliger und die Wanderstrecke verläuft überwiegend auf Feld- und Waldwegen. Vor dem Bockwitzer See ( 60km ) durften unsere Füße sogar einen super soften Wiesenpfad berühren. Leider blieb es der einzige. Am See entlangzulaufen war sehr angenehm. Eingerahmt von grünen Wäldern schillert das Wasser in der Morgensonne. Auch ist die flächenmäßige Ausdehnung überschaubar, die Augen können somit das nächste Teilstück erfassen. Ist besser für die Motivation. Die Windmühle in Schönau markiert den südlichsten Punkt der Wanderung. Da wurde früh um 09:00 Uhr ein musikalisches Ständchen der Müllerin zur Aufmunterung gespielt. Der Veranstalter lässt sich halt immer eine kleine Überraschung einfallen. Laut Wander Roadbook  ist bis zum nächsten Kontrollpunkt in Steinbauch eine Strecke von 10km zurückzulegen. Aber denkste, auf halbem Weg überrascht uns eine Kuchen und Kaffee Station der Familie Blochwitz. Grosses Dankeschön an diese private Aktion. In Steinbach ( 77km ) genehmigten wir uns die berühmte Kartoffelsuppe mit Bockwurst. Super lecker. Nach all dem Kuchen tat das richtig gut. Ein Bier rundete diese Mittagspause zur Vollkommenheit ab. Kurz vor unserem Weitermarsch trafen Thomsen und Silke ein. Sie laufen die 53 km Tagstrecke. Unsere halbstündliche Pausenzeit war aber schon vorbei, deshalb überließen wir ihnen unseren schattigen Wiesenplatz. Die Sonne brutzelte jetzt schon recht kräftig vom Firmament. Freund Sonni hatte sich auch auf dem Festplatz eingefunden. Er wollte mit Gleichgesinnten die 25km bewältigen. Die 10km bis nach Mölbis vergingen für mich wie im Flug. Mein körperlicher Zustand war erstklassig. Ich lief wie im Rausch. Vollends Happy war ich auf dem Weg am Fuß der Halde Trages. Schön schattig und nicht asphaltiert. Da ist laufen und genießen angesagt. Nach 86km dann der nächste Kontrollpunkt. Die Orangerie Mölbis. Vom einstmals schmutzigsten Dorf Europas ist nichts mehr zu sehen. In Mölbis sind die Umweltsünden der Vergangenheit (Braunkohlen Veredlungswerk Espenhain, Kohlekraftwerk Thierbach) getilgt.

Nach 40 Minuten dann schon das 5 Sterne Verköstigungsbuffet. Im Rittergut Muckern zaubert das Team des Landschulheimes eine kulinarische Köstlichkeit nach der anderen.  Die Vielfalt der Salate, Desserts und anderer leckerer Speisen würde hier den Rahmen sprengen. Jedoch was soll es, vom Essen wird der Weg nicht kürzer. Und der Slogan: Essen wir erst mal ausgiebig, gelaufen ist dann schnell, erschien uns nicht plausibel. Also losreißen von der Völlerei und die letzten 14 regulären  Kilometer angehen. Allerdings bestanden diese durchweg aus hartem und von der Sonne aufgeheiztem Asphalt. Schattenspendende Bäume sucht man am Ufer des Störmthaler Seeweges vergebens. Mit jedem Kilometer vergrößerten sich die Blasen an den Füßen. Dazu Sonne satt von oben. Es wurde zäh. Von Euphorie keine Spur mehr. Die Endlosigkeit des ehemaligen Tagebaus tut ihr übriges. Kein erstrebenswerter Anhaltspunkt für die Augen, nur eine weite, übersichtliche Wasserfläche und der mindestens 5 Meter breite asphaltierte Hochufer „Wanderweg“ . 16:15 Uhr erreichen wir Güldengossa und damit hat sich der Störmthaler aus unseren Augen verpisst. Allerdings sind die Gespräche vollends verstummt, die Füße glühen, die Muskulatur beginnt sich zu verhärten. Kurz, wir sind fertig. Zu guter Letzt füttern uns die fleißigen Helfer an den Kontrollpunkten mit verwirrenden Kilometerangaben. Da haben es einige sicher gut gemeint und die Strecke etwas kürzer gemogelt, der nächste Realist hat uns dann wieder geerdet. Beim Laufen ist es halt wie beim Radfahren: wenn man platt ist, weht der Wind immer von vorn.

Seepark Auenhain, letzter Kontrollpunkt nach 98km. Jeder Schritt ein Tritt in ein Nadelkissen, jeder Schritt ein Sieg gegen das Aufgeben, jeder Schritt ein Kampf gegen die Vernunft, jeder Schritt bringt uns ca. 75 Zentimeter näher an den Rathausplatz von Markkleeberg, dessen Kirchturmspitze wir schon sehen können. 3 Kilometer vor dem Ziel der Griff zur allerletzten Motivationswaffe. Cris hat einen Flachmann mit guten Whisky dabei. Der schießt ohne Verzögerung in unser Blut. Die ausgepowerten Körper können sich nicht mehr wehren. War ja unsere Absicht. Die stechenden Blasen an der Füßen können wir damit nicht ausblenden, den Rest der Schmerzen schon einwenig.  Und der Kopf sieht’s auch viel gelassener. Für ein paar Minuten verliert die Trostlosigkeit ihren Schrecken. Leider hält es nicht lange an. Man könnt es ja verlängern, doch dann bleiben die Beine womöglich stehen und der Kopf sagt cool.

Wie lang 3 Kilometer sein können ist mir hier zum ersten mal seit meiner Armeezeit ( 3000 Meter Lauf) wieder bewusst geworden. Bei geschätzten 75 Zentimeter Schrittlänge immerhin 4000 Tritte in ein Nadelkissen. Ich habe mich gehasst. Die Überquerung einer Straße gestaltete sich nun auch zum Abenteuer. Selbst bei 300 Meter entfernten Autos stellte sich die Frage: schaffen wir das, oder nicht? Da dient solch ein Spaziergang doch gleich noch als Zeitraffer für das Lebensgefühl in 20 Jahren!!!

Doch dann die Unterführung der B2, kurz danach die Pleißenbrücke. Ein gut gefüllter Parkplatz voller Autos der Stadtfest Besucher. Gedrängel durch die Festbuden Bummler. Alles egal, wir müssen gleich im Ziel sein. Und dann ist es wie immer nach solchen Anstrengungen. Kein Jubelschrei, kein Rumspringen, nur pure Erleichterung dass es vorbei ist. Empfangen wurden wir vom Org-Chef persönlich. Die Gratulation war herzlich, in dem Moment hat es mich nicht interessiert. Ne Stunde später sah die Welt schon wieder ganz anders aus und die Gewissheit es geschafft zu haben zauberte ein Dauergrinsen in unsere Gesichter… der Rest vom Whisky war nicht schuldlos. Das Stadtfest war in vollem Gange und so ließen wir noch ein Paar Biere durch unsere verstaubten Kehlen tröpfeln. Die Finisher Urkunde wurde sorgfältig im Rucksack verstaut. Dann chauffierte uns angetrunkene Quatschköpfe Silke unter verständnisvoller Anteilnahme von Sabine sicher nach Torgau.

Ein Lob in allerhöchsten Tönen, verbunden mit einem riesigen Dankeschön an alle die diese Veranstaltung ermöglichen. Ich kann nicht alle aufzählen. Ob nun die Feuerwehr um 03:00 Uhr im Park, der Teekoch um 05:00 Uhr auf der Halde, oder die ungezählten Kuchenbäcker(innen) und Stullenschmierer(innen). Der Kaffe war immer heiß und kräftig, die Kontrollstempler stets freundlich.


 001  Sabine 06.05.2011 002 der Autor 06.05.2011 003 Chris 06.05.2011 004  letzte Vorbereitungen 06.05.2011 005  Startfieber 06.05.2011 006  es geht los 06.05.2011 007  Cospudener See 06.05.2011 010  lecker 06.05.2011 011  Trianon  06.05.2011 012  Trianon  06.05.2011 013  Trianon  06.05.2011 014  Zwenkau Rathausplatz  06.05.2011 015  Gaschwitz Nudelteller  07.05.2011 016    07.05.2011 017    07.05.2011 019  seltener Trail  07.05.2011 020 Asphalt  07.05.2011 021  schaffen wir  07.05.2011 022  Mittagspause  07.05.2011 023  Mittagspause  07.05.2011 024  wandern  07.05.2011 026  Halde Trages  07.05.2011 027  gezeichnet  07.05.2011 028  letzte Rast  07.05.2011 029  geschafft  07.05.2011 030  Finisher Urkunde  07.05.2011008  Stempeln Bistumshoehe 06.05.2011009  Staerkung Bistumshoehe 06.05.2011018  Muehle in Schoenau  07.05.2011025  schoen  07.05.2011

Aktualisiert (Freitag, den 30. Oktober 2015 um 18:07 Uhr)