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Alpentour 2016

Wie man doch wankelmütig werden kann. Nach der Tour 2014 hatte ich verkündet, dass es meine letzte Alpenüberquerung gewesen ist. 1 Jahr später begannen meine „falschen“ Freunde mit den Werbungsversuchen für eine Tour im Jahr 2016. Allzulange mussten Sie mich nicht besäuseln, ich hatte längst wieder Lust auf die hohen Berge bekommen. Die Entscheidung erleichtert hat mir ein weiterer Aspekt. Es wollten neben den schon öfter mitgefahrenen üblichen Verdächtigen, Freunde mitkommen, mit denen ich noch nie eine Alpenüberquerung gefahren bin. Anfang des Jahres 2016 hatte die stattliche Anzahl von 9 Bikern Interesse bekundet. Als es jedoch ernst wurde, reduzierte sich die Teilnehmerzahl auf 6. Aber auch das war eine Neuerung, bisher sind wir immer zu viert gefahren. Da gab es im Vorfeld einige Bedenken wegen der Leistungsdichte und vor allem wegen der Unterkünfte, die ich wie immer nicht vorbuchen wollte.
Fazit: Alles super. Leistungsdichte sehr eng, Unterkünfte immer gefunden.
Eine tolle Überraschung hatte die 5 anderen Mitstreiter dann kurz vor dem Start dann doch noch für mich. Heimlich, still und leise, so dass ich nichts mitbekomme, wurde ein T-Shirt entworfen und in Druck gegeben. Darauf auf der Vorderseite das Höhenprofil des ersten Teils der Tour, sowie mein Profilbild. Überschrift: „Lattes Letzte“. Auf der Rückseite dann die Überschrift: „Alpentour“, und das Höhenprofil des zweiten Teils der Tour.
Die Übergabe erfolgte 2 Tage vor dem Start, ich mußte also meinen Rucksack noch einmal neu packen.

 

28.09.2016   1.Tag         Brixen (Eisacktal) - Halslhütte (Würzjoch)

Wie immer stand am Anfang die Anreise mit dem Auto auf dem Plan. Zuerst bis Schwandorf, um Alex H. Abzuholen. Auf dem Stück schon eine Stunde im Stau verloren. Bei Alex ein opulentes Frühstück bekommen, großer Dank an seine Frau. Dann die Weiterfahrt nach Brixen, verbunden mit weiteren Verzögerungen durch viel Verkehr. Uns wurde klar, dass der Start mit dem Rad um 15:00 Uhr nicht zu schaffen ist. Zum Glück hatte ich für den ersten Tag eine Übernachtung vorgebucht.

Brixen empfing uns mit Blitz und Donner. Noch ein kleiner Imbiss am Stadtrand, verbunden mit der Entdeckung eines Radlers mit einem sehr skurrilen Gefährt. Wie der in einer Gefahrensituation von dem Ding schnell herunterkommen wollte, war uns unklar.
Dann die Suche nach einem Parkplatz. Alles während der Rush Houre. Wir entdeckten ein Parkhaus, bei immer noch Wolkenbruchartigem Regen keine schlechte Idee. Nur, wie teuer wird das wohl für die nächsten 8 Tage? Matze bewies großes Verhandlungsgeschick. Für
36 € konnten wir das Auto bis zum Dienstag in acht Tagen abstellen und uns im Trockenen umziehen und die Bikes startklar machen. Gegen 17:00 Uhr waren wir soweit. Der Regen hatte aufgehört, die Sonne begrüßte uns. Alles paletti. Alle heiß wie Frittenfett und mit breitem Grinsen im Gesicht. Auch wenn es meine 6. Alpenüberquerung wird, das Kribbeln ist da. Allerdings saß uns die Zeit im Nacken. Ca. 20:00 Uhr wird es dunkel werden. Vor uns lagen 1350 Höhenmeter durch das Aferer Tal bis zur Halslhütte.
Wir mussten unseren Tatendrang nach wenigen Kilometern unterbrechen, um in Hansis Reifen Luft nachzufüllen. Da war einfach zu wenig drin, kein Plattfuß. Ich nutzte diese Zeit, um die Wirtin der Hütte von unserem Eintreffen spät am Abend zu unterrichten. Besser so, Sie hatte schon Bedenken, wir würden nicht mehr aufschlagen.
Nun ging es zur Sache. Wir sind die 1300 Höhenmeter durchgetreten, ohne Pause. 20:15 Uhr erreichten wir die Halslhütte bei einsetzendem Nieselregen und kurz vor Einbruch der Dunkelheit, perfekt. Auf die Frage der Wirtin, ob wir erst einmal Duschen und uns umziehen möchten, folgte ein Kollektives NEIN, erst einmal Bier. Nebenbei haben wir die Restaurierungsarbeiten an unseren Körpern erledigt und labten uns später an einem zünftigen Hütten Essen.
Der Anfang unseres Männer Wellnessurlaubs war gemacht. Die Oberschenkel hatten das erste Mal ordentlich geglüht, die Herzfrequenz schwindelerregende Höhen erreicht.

21 Km / 1365 Hm / 2:46 h / 7,5 Km/h


 

2.Tag Halslhütte (Würzjoch) – Heilig Kreuz Schutzhaus (Kreuzkofel-Gader Tal)

Aufgewacht bei trübem Wetter, jedoch ohne Regen. Nach einem guten Frühstück (hier noch einmal ein herzlicher Dank an die Familie Messner von der Halshütte) starteten wir 08:45 Uhr in den 2. Tag. Kurz danach die erste Fotosession. Die Dolomiten der Aferer Geissler wollten samt Biker Truppe auf die Speicherkarte gebannt werden. Hansi sollte es übernehmen. Das Ergebnis seiner Versuche, Asphalt, Schuhe und sonst nichts. Glücklicherweise kann man sich heute das Ergebnis sofort auf dem Display ansehen, früher wäre das Ergebnis erst nach dem Entwickeln des Films sichtbar geworden. Dass es ein Heiden Gelächter gab, erwähne ich hier nur am Rande.
Kurz danach die erste Schotterabfahrt der Tour, und schon überschlagen sich die Ereignisse. Zuerst verliert Alex R. seine Satteltasche, kurze Zeit später erleidet Hansi einen Snakebite am Vorderrad. War wohl doch noch nicht genug Luft im Reifen. Nach dem Bestaunen der Geißlerspitzen und anschließendem Downhill ins Vilnößtal, begann der Uphill zur Schlüterhütte. Bis zur Zanser Alm rollt es ja recht gut, dabei zwei weitere Alpenüberquerer getroffen und über Vorhaben und Route gesprochen. Unsere Wege trennten sich nach wenigen Kilometern. Ab der Gampenalm dann nur noch richtig bergauf, also schieben, 2,5 – 3 km/h, dazu hatten sich die Berge in Wolken gehüllt.
Die Schlüterhütte liegt auf einer Höhe von 2300 Metern, bei der Witterung ein willkommener Ort für eine heiße Suppe. Dann weiter zum Kreuzjoch. Das bedeutet schieben, fahren, tragen. Die Reihenfolge ist hier willkürlich gewählt. Allerdings entschädigten die Blicke in die Dolomiten der Geissler, Puez Gruppe im Westen, den Peitlerkofel im Norden, sowie das Gadertal im Osten für alle Mühen, auch wenn die Bergspitzen von Wolken gestreichelt wurden.
Danach Abfahrtsrausch bis Campill. Erst ein Trail, dann Schotter, voll Speed. Genial. Ist halt nur recht schnell vorbei, so ein Downhill. Schwupps, geht es wieder bergauf, dieses Mal zum Passo Juel. Schöner Schotterweg. Oben angekommen, bot sich uns ein fantastischer Blick ins Gadertal mit der imposanten Westwand des Kreuzkofels. Nach minutenlangem Staunen entdeckte ich auf der anderen Seite des Tales einen kleinen weißen Fleck, Das Heilig Kreuz Schutzhaus. Auf meinen Hinweis, dass dieser weiße Fleck unser Tagesziel sein könnte, fragte Dirk recht ernst, und wo ist hier die Brücke??? Welch ein Spaß, wir haben gefeiert. Ganz ernst gemeint hatte er es wohl nicht. Runter nach Pedratsches und St. Leonhardt, dort ne Pause mit Essen fassen und der Besprechung, wie weit wir an diesem Tag noch „fahren“ wollen. Allgemeine Zustimmung, als ich das Schutzhaus für die Übernachtung vorschlug. Die Telefonnummer hatte ich mir bei der Vorbereitung der Tour schon notiert. Ein kurzer Anruf und die Betten waren gebucht. Daraufhin wurde die analoge Karte aus dem Rucksack befreit und angestrengt die Lage sondiert. Der von mir erstellte Digitale Navi-Track führte über die Armentarawiesen, also in einem recht weiten Bogen zur Hütte. Wir entdeckten eine Kürzere Möglichkeit und entschlossen uns, diese zu nehmen. Schon beim Studium der Karte erkannten wir, der Weg verläuft in unmittelbarer Nähe der Seilbahn. Steil, steiler am steilsten stand auf dem Programm. Und so kam es auch. Teilweise so krass, das Lenker und Nasenspitze eine Einheit bildeten. Zurückfahren und die Seilbahn nehmen kam aber nicht in Frage, wir sind ja auf Männer Wellnessurlaub. Dann eine bizarr, lustige Situation. Ein Jeep bergab, ein Fiat Panda bergauf begegnen sich an einer engen Stelle. Beide Fahrer streiten sich über die Vorfahrtsregelung, weit hinter uns. Der Panda erreichte uns wenig später. Fahrer kurbelt die Scheibe runter und lallt in bestem Südtirolerisch etwas von Bürgermeister und der habe ihm gar nichts zu sagen, da er ein Jahr jünger sei. Im Tal gab es sicherlich schon einige Obstler. Dann tuckerte er weiter auf dem grob schlottrigen Weg und wir machten uns keine weiteren Gedanken. Einzig die Situation mit einem betrunkenen Pandafahrer auf 20% steiler Schotterrampe ließ uns immer mal wieder in Lachsalven ausbrechen. Wir waren abgelenkt von der stupiden, steilen, bergauf Schieberei.
So, und jetzt kommt’s erst richtig dicke. An der Hütte angekommen, sahen wir den Fiat wieder. Und auch den Fahrer. Als er uns sah, brabbelte er etwas von „Kirche verschließen und Ordnung schaffen“. Ich vermute, er hatte noch eine Flasche als Backup dort stehen. Den Schlüssel für den Schuppen, in dem wir unsere Bikes abstellen konnten, erhielten wir dennoch recht schnell. Dann rein in die gute Stube und ein Bier bestellt. Bei wem? Na, bei unserem jetzt schon guten Bekannten. Das Bier zapfen bekam er Problemlos hin, auch den Nachschub. Als jedoch ein Wanderpärchen Espresso bestellt hatte, klirrten mehrere Tassen und Teller, auf dem Boden. Die Koordination der oberen Gliedmaßen kapitulierte. Da der gute Geist dieses Hauses schon geschätzt weit über 70 war, hielten wir uns mit lautem Gelächter zurück. Außerdem wollten wir ja noch einige Biere von ihm gezapft bekommen.
Gegen 19:00 Uhr tauchte eine Frau im Gastraum auf, besah sich das Desaster und ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Von Ihr bekamen wir die Zimmerschlüssel, allerdings nicht ohne vorher eine Essensbestellung aufgegeben zu haben. Als ich wieder zurück zum Gastraum kam, traute ich meinen Augen nicht. Besagter Espressotassenvernichter setzte sich die Kochmütze auf und verschwand in der Küche. Au Scheiße, was soll das denn werden, mein erster Gedanke. Habe mir dann erst mal eine Belohnungszigarette für das Tagwerk vor der Hütte gegönnt. Welch tolles Naturschauspiel war jetzt zu erleben. Der Kreuzkofel zeigte im verblassenden Tageslicht all seine Schattierungen und Zeichnungen. Erdgeschichte zum Anfassen. Im Norden war der Gipfel des Peitlerkofels immer noch von Wolken verhüllt, was der Dramaturgie des Abends nicht schadete. Tja, und dann die Überraschung schlechthin, uns wurde ein sehr gutes Essen serviert. Und gekocht wurde es nicht von Tim Melzer oder Jamie Oliver, sondern von dem, ich will es mal so sagen: etwas angeschickerten (eventuell auch mit dem Wort Cowboy Schwips besser definierten Zustand), des nicht mehr ganz taufrischen Mannes aus dem Panda. Hut ab, das hätten wir ihm in dem Zustand nicht zugetraut. Später hat er mir noch erzählt, das er mal 1988 mehrere Tage in der DDR war. Warum? Nachdem er erfahren hatte, dass wir aus Sachsen sind.  
So ganz nebenbei, die Schieberei bergauf waren nur 650 Höhenmeter

44 km / 2200 Hm / 5:32 h / 7,9 km/h


3.Tag      Heilig Kreuz Schutzhütte (Kreuzkofel) – Moena (Fassa Tal)

Eins vorne weg, den Espressotassenvernichter bekamen wir an diesem Morgen nicht zu sehen. Die Dolomiten auch nicht, leider. Nach dem Frühstück breitete sich bei mir schon die Vorfreude auf den Trail nach St. Kassian aus. 2006 bin ich den schon bei unserer Dolomitenrunde gefahren. Dann das Erwachen. Leider ist von diesem Downhill Erlebnis nicht mehr viel geblieben. Bagger und Radlader sind gerade damit beschäftigt, den Weg zu verbreitern. Viel Schlamm und Modder, wenig Spass auf einem Baustellenweg. Schlecht für Mountainbiker, sicherlich gut für andere…

Der Uphill hinauf zur Pralongia Hochebene bot nichts neues, 10-12 %tige Steigungen wurden von 16-18%tigen abgelöst…  Und dennoch auch für mich an diesem Berg mal eine neue Erfahrung. Plötzlich sprang die Kette zwischen den Ritzeln hin und her, tanzte praktisch Samba. Runter vom Rad und auf den Antriebstrang einen kurzen Blick geworfen, nichts Falsches entdeckt. Mit Zweifeln an meiner Koordination wieder auf das Bike und weiter. Alles wie gehabt, Kettentanzen auf der Kassette.
Ein kleiner Kieselstein hatte sich zwischen Schaltwerkkäfig (das Ding, welches so nach unten hängt) und unterer Umlenkrolle verkeilt. Musste den Käfig auseinander bauen um den kleinen Stein entfernen zu können. Dieses Problem war eine Premiere in meinem über 20 jährigen Mountainbiker Leben. Nachdem ich wieder zur wartendem Meute aufgeschlossen hatte, kam prompt die Frage: brauchst du schon Kunstpausen?, o.k. man kennt sich, ich hatte mit nichts anderem gerechnet. Auf der Pralongia ein wahnsinns Panorama. Leider waren die Gipfelspitzen immer noch im Klinsch mit den Wolken. Bei der Überquerung dann für mich wieder einmal Neuland, was die Trails betrifft. Genialer Weg zum Passo Campolongo. Dann nicht die Strasse runter nach Arraba, sondern auf der Diretissima, Wanderweg, zum Teil recht steil und Grobschottrig.
So, und jetzt kommt es ganz dick. (mit ganz dick meine ich SEILBAHN).  Zur Porta Vescovo sind wir mit der Seilbahn gefahren. Das war auch so geplant. Die schwarze Piste das Bike hochwuchten, darauf hatten wir keinen Bock. Unser Ziel war es, den Bindelweg auch einmal in Ost – West Richtung zu befahren. Laut U. Stanziu ein flowiger, fast komplett fahrbarer Weg. Sicher waren wir nicht zum besten Zeitpunkt unterwegs, viele Wanderer. Aber auch ohne die wären kaum mehr als 50 % fahrbare Strecke rausgesprungen. Wenn dann auch noch der Marmoladagletscher in den Wolken vergraut, fehlt die Belohnung für das Gehirn, welches dem Körper die nicht vorhandene flowige  Trailorgie vorgaukeln könnte. Danach kam noch ein Radfahrverbot für Biker vom Belveder zum Passo Pordoi dazu. Aus Rücksicht auf die vielen Wanderer war da auch wieder einiges bergabschieben dabei. Am Pordoipass hat sich die sechser Gemeinschaft dann geteilt., drei sind den Bikeparkartiken Trail runter, ich mit den anderen die Passstraße runter gerauscht. In Canazei haben wir uns wieder getroffen. Auf einem unspektakulären Schotterweg, mit ständigem auf und ab in Richtung Moena. Ziel des Tages war der Passo Lusia. Im Hinterkopf hatte ich allerdings die Beschreibung dieses Passes, Durchschnittliche Steigung 14 %, in der Spitze 20 %. Das wollte an diesem Abend keiner mehr. Deshalb haben wir uns in einem Ort, oberhalb von Moena, schon in Richtung Passo di Lusia nach einer Penne umgesehen. Die ersten zwei Versuche schlugen fehl, der dritte passte. Einmal mehr der Beweis dafür, das man auf einer Alpenüberquerung nicht vorplanen muß. Es sei denn, der Zeitplan lässt keine Verzögerung zu. 17:30 Uhr erfrischte das erste Bier des Abends unsere Kehlen.

58 km / 5:21 h / 1170 Hm / 10,8 km/h


4.Tag      Moena (Fassa Tal) - Ciciona

Start heute um 08:45 Uhr bei super Wetter. Der morgendliche Blick auf das Höhenprofil verhieß nichts Gutes. Sehr steil sollte es werden. Meine Hoffnung, dass wir die gestern Abend gewonnenen Höhenmeter heute schon auf der Habenseite verbuchen können, entpuppte sich als unrealistischer Traum. Erst mal runter ins Tal, zum Glück auf einem schönen Trail. Danach ging es gleich richtig Hoch. Habe schon nach wenigen Metern kapituliert und bin vom Rad gestiegen. „Wandern ist auch schön“. Bis zum Rifugio Rezilla eine Durchschnittliche Steigung von 18%... noch Fragen? Der einzige aus unserer Truppe, der das komplett gefahren ist, war Alex R., Hut ab. An den steilsten Stellen (25%) ist er im Zick Zack gefahren. Am R. Rezilla eine kurze Pause zum Durchschnaufen eingelegt. Dann weiter zum Passo di Lusia. Teils fahrend, teils schiebend. Es wurde etwas flacher. Oben angekommen erfreuten sich unsere Augen an traumhafter Landschaft, schieben schon vergessen. Rosengarten und Lagorai Kette säumten unseren Weg. Dolomiten satt. Die anschliessende Abfahrt zum Val Venegia möchte ich als kombiniert deklarieren. Da war alles dabei. Forstwege, Trails, kurze Gegenanstiege und im Tal auch ein kurzes Stück Straße. Auf einem Waldweg standen auch noch ein paar Esel rum. Meine damit nicht meine Begleiter, sondern echte Grautiere. Am Abzweig ins Val Venegia hielt ich kurz inne und erklärte Alex H., das seine Sturzkurve aus dem Jahr 2009 nur wenige hundert Meter entfernt ist. Die Besichtigung hat er sich nicht nehmen lassen. Und dann folgte für mich das Highlight des Tages, das Val Venegia – Pale di San Martino. Ich liebe dieses Tal. Zacken, Türme, Schutthalden, mir ging das Herz auf. Dazu eine nie zu steile Schotterpiste. Einfach mein Ding. An der Baita Segantini ( Berghütte ) hatten wir eine Rast geplant. Die Hütte war mega voll. Bei dem Wetter waren wir nicht allein unterwegs. Mein Vorschlag, wir füllen die Trinkflaschen auf und fahren dann in den nächsten Ort. Die Rester aus den Flaschen gekippt und ab zum Wasserhahn in der Toilette. Dann der ernüchternde Blick auf das Schild: KEIN TRINKWASSER. Sch… Was soll es, weiter, wir fahren nur Bergab bis zum nächsten Ort. Zuerst auf schnellem Schotterweg bis zum Passo Rolle, danach der Traum Trail nach San Martino di Castrozza. Genial. Haben uns dann mit Pasta gestärkt und unsere Flaschen aufgefüllt. Dann weiter auf dem Track, der uns um den Ort herumführte. Allerdings nicht wie von mir vermutet ins Tal, sondern erst einmal bergauf. Kurz nach dem Verlassen der Wirtschaft begann es zu Regnen. Die dunklen Wolken am Himmel hatten es schon angedeutet. Regenjacke an, weiter. Glücklicherweise nässte es nicht allzu lang und auch nicht zu stark. So konnten wir alsbald die lästige Gore Tex Pelle wieder im Rucksack verstauen. Die nächsten ca. 15 km hatten Mittelgebirgscharakter, Der Untergrund bestand aus Wald- und Forstwegen, Wiesenwegen und steilen Gegenanstiegen. Immer wenn man das Gefühl hatte, jetzt geht es dauerhaft Bergab, lauerte garantiert der nächste Schiebe Abschnitt. Dass alles mehrere hundert Höhenmeter über dem Talboden des Val Cismon. Irgendwann landeten wir auf einer Straße und sahen die Häuser einer Ortschaft. Leider hatten wir keine Ahnung, wie Sie heißt. Kartenstudium half auch nicht weiter. Unser Problem bestand in zwei Möglichkeiten. Eine bergauf, die Andere bergab. Ich muß hier kurz erwähnen, das wir heute keine Übernachtung vorgebucht hatten. Bergab bedeutet aber immer, zweierlei. Erstens, man findet immer eine Übernachtung in den Orten, zweitens, dass die vernichteten Höhenmeter am nächsten Tag wieder zurück erobert werden müssen. Bergauf wussten wir nicht, ob es eine Penne gibt. Im ungünstigsten Fall hätten wir an diesem Abend noch bis zum Passo Broccon fahren müssen.  Als gegenüber ein Auto in einer Hauseinfahrt hielt, befragten wir den freundlichen Einheimischen nach einer Unterkunft in der Nähe. Ca. 500 Meter in die Bergaufrichtung radeln, dann findet ihr ein Albergo. Boa, das klang gut, nichts wie hin. Leider wollten uns die Besitzer nicht. Die Frau wollte uns schon die Zimmer zeigen, da sagte ihr Mann, wir vermieten nur Zimmer für mindestens 3 Tage. Ah Ha, entweder zu reich, oder zu faul, oder mal schlechte Erfahrungen mit Mountainbikern gemacht. Zumindest gaben Sie uns noch einen Tipp, wo wir etwas finden konnten, natürlich bergauf. Im Hotel Cima di Asti sind wir fündig geworden. Die ältere Frau hatte kein Problem mit 6 Bikern. Während wir die ersten 2 Biere genossen, trudelten 2 weitere Frauen im Hotel ein. Wie sich später herausstellte, eine zur Verstärkung in der Küche, eine für die Bedienung. Hier fühlten wir uns sehr willkommen. Das Hotel kann ich nur empfehlen, Freundliche Menschen, Essen sehr gut, eine Garage für die Bikes gab es auch. Und leckeren Südtiroler Rotwein ohne Ende. An diesem Abend ist uns aufgefallen, dass wir angekommen waren, bei unserem Wellness Urlaub Alpenüberquerung. Arbeit, Alltag, alles längst vergessen, abschalten satt.

60 km / 6:16 h / 2070 Hm / 9,6 km/h


5.Tag      Ciciona – Rifugio Barricata

Start vom Hotel Cima di Asti um 08:45. Die am Vortag geradelten Höhenmeter führten leider in die falsche Richtung, also erst mal wieder bergab. Kurz vor dem Albergo, welches uns nicht haben wollte, zweigte ein unscheinbarer Trail ab. Sehr steil und mit vielen Spitzkehren, nicht wirklich mein Ding. Am Anfang der Auffahrt zum Passo Broccon einen kleinen Laden entdeckt. Hier gab es all die Leckereien für ein zweites Frühstück im Freien. Südtiroler Speck, Käse, Wurst, Weintrauben und Cola. Der Besitzer war so happy über den nicht eingeplanten Umsatz, so dass er uns beim Verlassen des Ladens mit einer Kostprobe leckerer Wurst überraschte. Sind dann die Passstraße weiter nach oben gekurbelt, bis eine geeignete Stelle für das Picknick gefunden wurde. Bei traumhaft schönem Wetter, Sonne satt, alles auf dem Tisch ausgebreitet und gemeinsam verzehrt, genial. Jetzt waren wir endgültig angekommen im Wellness Alpenüberquerungsmodus, die ersten Tage hatten wir genau das Vergessen. Der weitere Weg hinauf zum Pass unspektakulär, Asphalt, nicht zu steil, wenig Verkehr. Auf dem Pass befinden sich 2 Hotels. Ansonsten alles unspektakulär. Den Plan für den Rest des Tages haben wir bei einer kalten Cola geschmiedet. Hinunter ins Val Sugana und dann hinauf zum Rifugio Barricata. Dank Handy war die Unterkunft für diesen Tag schnell gebucht.

Der Weg nach Castello Tesino sehr spektakulär. Im oberen Teil auf einer Wiese, dann immer an der Felswand entlang. Der Untergrund mal Schotter, mal Felsig, vom feinsten. Wir haben uns in einen regelrechten Rausch gefahren, deshalb existieren kaum Bilder. Keiner wollte diesen Downhill unterbrechen. Ab dem Ort Castello Tessino Führt nur eine Asphalt Straße in das Tal „Val Sugana“. Aber was für eine. Spektakulär in die Felswand gesprengt. Serpentinenrausch war angesagt. Tolle Bilder von einem sich an der Felswand entlanghangelnden Asphaltband sind entstanden. In Grigno, dem Ort am Ende dieser Straße, im Val Sugana, haben wir unsere Körper mit Energiespendenden Lebensmitteln versorgt. Eine kleine Caffeteria in Ortsmitte bot zwar wenig köstliches zum Essen, dafür das typisch italienische Flair. Einen Platz im Schatten hatten wir auch. Der war nötig, die Sonne brannte vom blauen Himmel. Witzigerweise sprach uns ein Einheimischer an, wo soll es denn heute noch hingehen, Rifugio Barricata unsere Antwort, cool, ich bin der Betreiber, na dann bis später. Die Welt ist klein. 
Der Passo Broccon war für alle Neuland, der folgende Uphill zum Rifugio Barricata für mich nicht. Bin diese schmale Asphaltstraße schon einmal bei der Alpenüberquerung 2009 gefahren. 1000 Höhenmeter, atemberaubend in den Fels gehauen. Mit traumhaften Blicken in das Val Sugana. Diese Straße wurde im 1. Weltkrieg als Nachschub Verbindung für die Soldaten am Monte Ortigara angelegt. Heute befördert sie Mountainbiker und Wanderer auf die einsamen Hochebenen. 19 Kehren erwarten dich, bei angenehm zu radelnden 10 % Steigung. Wobei, angenehm ist immer relativ, anstrengend war es allemal. Im Rifugio Barricate entspannten wir dann erst einmal in der Spätnachmittagssonne bei frisch gezapftem Bier. Abends gab es Pizza und Vino della Casa, perfekt.

66 km / 5:55 h / 2027 Hm / 11,1 km/h


6.Tag       Rifugio Barricata – Bertoldi (Lavarone)

 

Ein sonniger, kühler Morgen. Bevor wir auf die Räder gestiegen sind, haben sich schon viele Pilzsammler in die Wälder begeben. In Italien ist das Pilze sammeln limitiert. Man bezahlt einen Obolus (z.B. im R. Barricata), und darf dann eine begrenzte Menge Pilze sammeln, suchen, wie auch immer…So einfach in den Wald gehen ist da nicht. Für uns logischerweise keine Option. Vor uns lagen 1000 Hm Uphill, auf Schotterpisten, die aus dem 1. Weltkrieg stammen. Bis zum Rifugio wurde die Straße asphaltiert, danach beginnt das echte Mountainbiking. Niemand hat diese Nachschubwege geglättet. Sehr gut. Allerdings auch anstrengend und Schweißtreibend. Wenn es keinen Meter gibt, auf dem man mal rollen kann, ist das bei 10% Steigung schon eine Herausforderung. Nur mal so zur Erläuterung: alle 20 cm ein Stück Fels, oder eine Wurzel, die 5 – 7 cm aus dem Boden ragen. Dazu der 8 kg Rucksack auf dem Rücken und schon mehrere Tage Alpen in den Beinen. Habe festgestellt, ich werde auch nicht jünger. 2009 sind wir die 2000 Hm von Grignio bis zum höchsten Punkt im Stück gefahren. Und wenn man denkt oben zu sein, dann gibt es eine kurze, rumpelige, mit einem Fully erholsame Abfahrt bis zum Prinz Eugen Denkmal, danach 200 Hm bergauf schieben bis zur Porta Portule, im 1. Weltkrieg ein wichtiger Spot, um das Val d‘Assa  kontrollieren zu können. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick zum Spitz Verl (Cima Vezzena),und zum Monte Campomolon, dort war ich 2004 schon einmal, geradelt auf den 100 Kilometer dei Forti. Bis zur Malga Larici (Almhütte) auf grobem Schotter bergab. Wir mußten unsere körperlichen Energiereserven auffüllen. Hat geklappt, gutes Essen, tolle Aussicht, nicht zu heiß, das Wetter. Danach bis zum Passo Vezzena welliges Terrain, erinnert so an Mittelgebirgstouren. Nach jeder sanften und erholsamen Abfahrt folgt prompt ein Uphill der dich fordert. Am Pass kurze Besprechung. Ich möchte gern über das Forte Luserna fahren, seid ihr dabei? Es gibt auch eine einfache kurze Straßen Version, sozusagen die rosa Röckchen Route. Das Ergebnis war, klar, dem alten Mann folgen wir. Was dann passierte war schon der Hammer. Kurz zur Erklärung. Ich bin diesen Weg 2004 schon einmal gefahren, alles easy. Ich habe bei meiner Tourenplanung 2016 wieder die GPS Tracks von der Seite: www.bike-gps.com genutzt. Wir sind sicherlich 20 Minuten am Berg hinab und hinauf geradelt, um den Weg zu finden, den ich 2004 schon gefahren bin und der laut http://www.bike-gps.com/de/touren befahren werden kann. Irgendwann entdeckten wir ein verwuchertes, zugewachsenes etwas, welches sich spitzwinklig vom geschotterten Hauptweg am Hang  nach unten verabschiedete. Das muß der Weg sein. Die Navis auf höchste Präzision gestellt, alles klar, wir sind richtig. ???!!! Was heißt richtig, wenn Kniehohes Gestrüpp Radfahren ad absurdum führt? Zumindest war es ein ca. 2 Meter breites, ebenes Gelände an einem bewaldeten Hang. Es handelte sich definitiv um den Schotter Weg, den ich 2004 gefahren bin, danach wahrscheinlich niemand mehr, auch nicht Uli Stanziu (http://www.bike-gps.com/de/touren). Jetzt konnten wir nur noch die Bikes schieben oder Schultern um voran zu kommen. Da viel mir doch spontan der Satz von Erich Honecker ein: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Im Gegensatz zur gescheiterten DDR haben wir dann doch wieder „unvermientes“ Gelände in der Nähe des Forte Luserna gefunden. Leider war eine Besichtigung des inneren Teils nicht möglich, alles abgesperrt. 2004 konnten wir noch mit Taschenlampen in den Gängen herumspazieren.
Danach eine kurze, intensive Lagebesprechung mit Papierkarte, sollte man immer dabei haben. Ende der Diskussion, wir fahren nach Bertoldi. Da gibt es mehrere Hotels. Die ersten beiden waren ausgebucht. Der Besitzer vom 2. Voll belegten Hotel gab uns den Tipp, wo wir eine Chance hätten. Hat funktioniert. Die Pension, die noch freie Betten hatte, befindet sich direkt neben einem Disco Schuppen. War uns erstmal egal, Hauptsache eine Penne und Belobigungsbier. Abendessen gab es ein paar hundert Meter weiter in einer Pizzaria, Vino della Casa auch. Schlafstörungen wegen der Disco hatte von uns keiner, die Anstrengung des Tages + Vino della Casa Rosso  waren die Garanten für einen ungestörten Schlaf.

63 km / 6:26 h / 1770 Hm / 9,7 km/h


7.Tag        Bertoldi (Lavarone) – St. Giacomo

 

Recht später Start heute Morgen, es gab erst ab 08:00 Uhr Frühstück, Wochenende in Italien halt. Sind dann 09:20 Uhr anfangs auf den  Trails der 100 km dei Forti gen Passo del Sommo losgerollt. Dann weiter auf der Straße nach Folgaria, Mini Supermarkt, Essen, Cola etc… Bis Serrada auf Straße, danach der schönste Abschnitt der gesamten Alpentour. Strada Veccia Terragnolo, Ein uralter Schotterweg, wurde später durch eine breitere Straße, etwas weiter unten gelegen, ersetzt. Dass dieser Weg besser erhalten ist als der zum Forte Luserna, liegt einzig daran, dass er benötigt wird, um die weiter untenliegende Straße von herabfallendem Erosionsgestein (Fangzäune) fernzuhalten. Die obersten Verankerungen für diese Fangzäune befinden sich auf diesem alten Weg. Um diese kontrollieren und Instandsetzen zu können, muss er erhalten werden, welch ein Glück für uns Mountainbiker. Tipp an alle Lago Biker, lasst euch nach Folgaria shuttlen, fahrt noch ein paar Km auf der Straße nach Serrada, und genießt einen traumhaft schönen Downhill ohne Publikum. Will sagen, ihr seid allein. P.S. Der Tipp funktioniert nicht bei Downhillern und Freeridern, ich entstamme noch der Generation, bei der 60 mm Federweg am Hardtail der Hammer waren.

Durch Rovereto gerollt, bei einem Sperrwerk, (Staustufe oder Wasserkraftwerk) war der Weg zum anderen Ufer durch Bauzäune versperrt. Umdrehen fällt aus, wieder der Satz in meinem Ohr, vorwärts immer, rückwärts nimmer. Wir hievten die Bikes über den Zaun und kletterten darüber. Kurz vor Mori stand eine junge, hübsche Rennradlerin am Wegesrand. Der muss geholfen werden, schoss es jedem von uns (Männern) durch den Kopf. Diese Situation hat mal wieder gezeigt, dass Mountainbiker und Rennradfahrer sich grundlegend unterscheiden. Ihr fehlte nur ein kleines Tool, um den minimalen Schaden reparieren zu können. Ja, wo auch das Teil verstauen, wenn Rennradler nur im Hautengen Lycra unterwegs ist. Wir fahren immer mit einem Rucksack, Miniwerkzeug, Ersatzschlauch, Luftpumpe sind dabei. Nach 10 Minuten konnte die junge Dame weiter radeln. Mori erreichten wir gegen 14:00 Uhr, scheiß Zeit. Entweder waren alle Verköstigungsoptionen geschlossen, oder es gab nichts mehr, da Koch Siesta hielt. Ergo, nichts mit Essen. An einer Bar, welche auch Industrieeis verkaufte, haben wir uns getrennt. Drei wollten weiter, ohne Industrieeis, drei waren der Meinung, ohne geht nichts mehr. Der von mir mittels Garmin Base Camp am PC erstellte Track entpuppte sich als steiler Weg in den Weinbergen südlich von Mori. Steilheit des Weges und die Nachmittagssonne zwangen uns zu schieben, das hatte ich mir im Winter, bei der Erstellung des Tracks auch anders vorgestellt. Irgendwann erreichten wir eine Straße, und erholten uns einige Minuten im Schatten. Als wir weiter wollten, sahen wir unsere drei Industrieeisesser. Da war sie, die Wiedervereinigung. Die Straße war nun nicht mehr so steil, wir konnten wieder radeln. Auf halber Strecke nach St. Giacomo in einem Restaurant an der Straße noch ein kaltes Getränk genossen, Zeit hatten wir. 17:00 Uhr erreichten wir unser am Vortag per Telefon gebuchtes Hotel. Und bevor ich unseren Abend weiter schildere, noch eine kleine, feine Story. Als wir am Hotel ankamen, fragte uns ein junger Radfahrer, nach dem kürzesten Weg nach Torbole. Boah, dachten wir uns, da hast du ja um 17:00 Uhr noch eine Reise vor dir. 20 km bergab bis Mori, mit einem schmerzhaften Gegenanstieg von ca. 150 Höhenmetern, dann auf dem Radweg nach Nago, noch mal 20 Km, mit 200 Hm Bergauffahren. Um den jungen Mann war uns ja nicht bang, er hatte jedoch noch eine junge Frau im Schlepptau, denke mal, es war seine Freundin, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Die sah nicht glücklich aus. Dazu kommt, sie waren wie Touries unterwegs. Keine warmen Sachen (die Sonne verschwand hinter dem Mt. Baldo), es wurde kühl, zumindest bergab. Schätze mal, an dem Abend gab es für den Ritter Aquarium, nur Bild, kein Ton… Wir haben dann erst einmal 2 Bier auf der Terrasse gezischt, allerdings auch erschrocken, als wir die Rechnung gesehen hatten. Noch interessanter wurde es beim Essen. Wir Mountainbiker wurden in einen separaten Raum verfrachtet, sollten die anderen Gäste (im Anzug oder Abendkleid) beim Dinieren nicht stören. Soviel zum Thema Sternehotel. Wie kamen wir auf die Idee, in solch einer Nobelherberge einzuchecken? Ganz einfach. Beim Blick auf die Wanderkarte entdeckten wir ein Hotel Zeichen im Ort St. Giacomo. Der Ort liegt genau auf halber Höhe zum Altissimo. Telefonnummer gegoogelt, angerufen, Penne klar gemacht. Allerdings nicht nach dem Preis gefragt. Tja, so kann es manchmal auch laufen. O.K. Essen war gut, allerdings auch nicht überragend, was man auf Grund der Konstellation schon hätte erwarte dürfen. Um den Abend abzurunden, wollten wir uns eine Karaffe Vino della Casa bestellen. Leider Fehlanzeige. Vino della Casa ist in Italien ein offener Wein, Rot, Roso, oder Weiß. Der Servierwanst klärte mich auf, das es das in diesem Sternehotel nicht gibt. Stattdessen reichte er uns eine Weinkarte mit Flaschenpreisen von 25€ bis 200 €… erst einmal Ernüchterung, im wahrsten Sinn des Wortes. Auf dem anschließenden Gang zur Toilette entdeckten wir mehrere Weinflaschen in rot oder weiß für 8€. ??? Meine Frage an den Diensthabenden: Warum in der Karte 25€ und im Fourje 8€??? Darauf seine Antwort: Für 8€ können Sie die Flasche kaufen, es ist der Preis für den Straßenverkauf. Die 25€ für die identische Flasche beinhalten den Service für Gläser und Flaschenöffnung. Sofort setzte ein sehr effizientes Brainstorming ein. Ungeöffnete Weinflasche, kein Glas, kein Öffner. Eine Lösung mußte her. Das Gläserproblem war schnell gelöst. Im Bad standen Plastikbecher zum Zähneputzen. Wie die Flasche öffnen. Wir erinnerten uns an die jungen, wilden Jahre, immer heftig auf den Boden der Flasche schlagen, dann purzelt der Korken schon heraus. Funktionierte nicht. Entweder waren die Korken in der DDR weniger fest, oder unsere Schlagkraft hatte nachgelassen. Jetzt durchsuchte jeder seinen Rucksack nach einem Korkenzieher, oder einem geeigneten Gerät zum Korkenziegen, Fehlanzeige. Plötzlich sprang einer von uns 6 auf (sorry das ich dich hier nicht namentlich erwähne, könnte der beruflichen Karriere nachteilig werden) und erkundete die Hotellobby nach einem geeigneten Werkzeug, um eine Flasche öffnen zu können. Bei all dem Dekokram (ich nenn es auch Hinstellkram) wurde er schnell fündig. Übrigens, der von mir schon einmal erwähnte Servierwanst blickte stets argwöhnisch in unsere Richtung. Wir hatten nun eine Möglichkeit die Korken in die Flasche drücken zu können, ohne unsere Handballen zu Brei schlagen zu müssen. Es wurde noch ein sehr relaxter Abend auf dem Balkon.

56 km / 5:21 h / 1650 Hm / 10,4


8. Letzter Tag    St. Giacomo – Altissimo – Riva del Garda

 

Heute stand nun der letzte, halbe bike Tag unserer diesjährigen Tour an. Ich hatte ja immer wieder vor der Tour gesagt, es wird meine letzte Alpenüberquerung sein. So ganz sicher war ich mir an diesem Morgen aber nicht mehr. Die Eindrücke, Landschaften und wundervollen Momente mit meinen Begleitern haben mich nachdenklich gestimmt. Außerdem fühlte ich auch körperlich noch nicht die Schmerzgrenze. Und um das Ganze noch abzurunden schien die Morgensonne von einem stahlblauen Himmel, Biker Herz, was willst du mehr. Also radelten wir gut gelaunt die Straße zum Rifugio Graziani hinauf. Nicht zu steil, alles easy. Ab dem Rifugio dann die Ernüchterung. Einerseits Freude über einen Schotterweg (Mountainbiker hassen Asphalt), andererseits mussten wir schon nach wenigen hundert Metern absteigen und schieben. Die Steilheit des Weges und der sehr rumplige Untergrund hat uns nach 7 Tagen Alpen in die Knie gezwungen. Na was soll es, schönes Wetter und nur noch 600 Höhenmeter bergauf, dann ist es geschafft.
Kleine Anekdote: auf diesem Weg rumpelte plötzlich ein Fiat Panda auf uns zu. Ich dachte, wie geht das denn. O.k., mit Allrad kein Problem. Den Unterboden dieses Autos möchte ich nicht sehen, er hat auf den wenigen Metern unserer Begegnung mehrfach Bekanntschaft mit dem felsigen Untergrund des Weges gemacht. Im Auto drei ältere Herren. Vermute mal, die waren auf dem Altissimo im Rifugio Altissimo und haben schon mal etwas vorgeglüht, was um alles in der Welt sollte man sonst mit einem Auto Montag früh dort oben tun??? Ich erinnerte mich sofort an den Wirt der Hütte am Kreuzkofel, der auch sturzbetrunken mit einem Fiat Panda auf unbefestigtem Weg unterwegs war.
Ja, und dann waren wir auf dem letzten Berg unserer Tour, Monte Altissimo. Ja, Ja, Ja Rufe und ein breites Grinsen in allen Gesichtern. Bei mir stellte sich wieder so ein zwiespältiges Gefühl ein. Einerseits die Freude es mal wieder geschafft zu haben, auf der anderen Seite auch ein wenig Traurigkeit, das dieser „Wellness Urlaub“ auch wieder vorbei ist.
Das Panorama dort oben ist überwältigend. 2000 Meter tiefer der Lago, mit unserem Ziel Torbole und Riva, in der Ferne die Bergriesen Adamello und Brenta. Man kann sich kaum sattsehen. Etwas näher der Tremalzo mit seiner legendären Schotterpiste an der Südflanke und der kleine, jedem Lago Biker bekannte Ort Pregasina. Ich hatte den Eindruck, die berühmte Ponale Piste hat jemand mit einem Skalpell in die Bergflanke geritzt.
Genug gestaunt, jetzt runter. Bis zum Monte Veragna fast nur geschoben. Danach nur noch runterrauschen, in das mediterrane Klima. Alex R. und Alex H. versuchten sich zuerst am 601 und dann noch am Coast Trail, mit ernüchternden Eindrücken. Sie sind die beiden technisch besten Biker in unserer Gruppe, aber auch sie mussten viel Schieben auf diesen sogenannten Klassikern am Lago.
Hansi, Matze, Dirk und der Autor wollten nur noch den Speed Rausch der schmalen Asphaltpiste genießen. Wir verabredeten uns auf ein Ziel Bier in Torbole. Nachdem wir vier schon 2 Bier getrunken hatten, tauchten die beiden Alexe endlich auf. Haben uns dann zu sechst auf Hotelsuche begeben und sind in Riva fündig geworden. Jetzt nur noch Wetter und Feeling genießen. Duschen, sommerlich Anziehen und ab in Gelateria Flora. Das Eis hat wieder wunderbar geschmeckt. Einige wollten dann noch ein wenig shoppen, um, für die Kinder zuhause ein Mitbringsel zu haben. Ich habe mich für den Pool entschieden, Alex R. auch. Geniale Idee, relaxen kann auch einmal schön sein.

35 km / 920 Hm / 3:48 h / 9,1 km/h

 

Abreise und Rückfahrt

Alle Jahre wieder, kann man da nur sagen. Wie immer mit dem Bike auf dem Radweg nach Rovereto zum Bahnhof gefahren. Tickets gekauft und auf den Zug gewartet. Der stand zum Glück schon auf dem Bahnsteig, so dass wir dieses mal keine Probleme hatten, unsere Bikes zu verladen.

Die gesamten Daten der Tour:

403 km / 13070 Hm / 41:25 h auf dem Rad

Aktualisiert (Sonntag, den 23. April 2017 um 14:23 Uhr)