Frühblüher Tour

Ich habe mir mal etwas für das zeitige Frühjahr ausgedacht und am letzten Märzwochenende des Jahres 2011 in die Tat umgesetzt. Der letzte März Sonnabend ist seit 21 Jahren der Termin für den Bergtest Wehlen, eine Wanderveranstaltung in der sächsischen Schweiz. Der wollte ich auch dieses Jahr nicht fernbleiben. Und damit das Radfahren nicht vernachlässigt wird, sollte die Anreise auf dem Elberadweg erfolgen. Der ist zu dieser frühen Zeit im Jahr auch angenehm leer. Keine holländischen Radelrentner und dergleichen Hindernisse.

Am 25.03. um 10:30 Uhr habe ich die Packtaschen ans Rad gehangen und anschließend den ersten Tritt in die Pedale getätigt. Das Wetter war o.k., Wind aus West, milde 10°C. Nun bin ich den Elberadweg bis hinter Dresden schon recht häufig gefahren und habe mir zur Auflockerung ein paar Dinge ausgedacht. Ab und an ein Foto. Dabei sollten zweierlei  Ziele verfolgt werden. Einerseits interessante Silhouetten  der prägnanten Orte am Wegesrand und dazu die Flora des Zeitigen Frühjahres. So schweifte mein Blick unablässig über das erste zarte Grün am Wegesrand, um ja kein Blümchen zu verpassen. Nun ja, einwenig ist es mir wohl geglückt.

Das Dresdener Barockensemble ließ ich nicht links liegen. Ein Schwenk durch die historische Altstadt musste sein. Vorbei am Fürstenzug, die Frauenkirche im Blick. Dabei stets auf schlendernde Touristen oder tollende Kinder achten. Wer als Radfahrer etwas Kultur genießen möchte, muss leiden. Nach über vier Stunden einsamer Radwegstille nervten mich die Menschen schon gehörig. Allerdings verspürte ich ein unüberhörbares Knurren im Torso. Das  Steigenberger Hotel erschien mir unpassend… Ein paar hundert Meter vor den Baustelle der Waldschlösschen Brücke wurde ich fündig. Vor dem Fährgarten Johannstadt stand ein freundlicher Mensch am Grill. Ich orderte eine Bratwurst, sowie für den Durst ein Schöfferhofer Hefeweizen. Die Wurst war gut, das Brötchen trocken.

Zwei Stammkunden hat mein Erscheinen mit dem Rad zu einer Tirade  Rennradfahren auf der Strasse inspiriert. Da wurde nach allen Regeln der Kunst über die Straßenfraktion hergezogen. Das ganze Gipfelte in einem Bericht, wonach einer der Anwesenden Zeuge eines nicht vollkommen unbeabsichtigten Remplers geworden ist. Der Radfahren fand sich danach im Straßengraben wieder. Damit noch nicht genug, der Radfahrer wurde auch noch Verhöhnt.

Zitat: Bist du verletzt, dann ist es gut, wenn nicht, kannst du auf dem Radweg weiterfahren.

Dieses Gespräch widerspiegelt meine Straßen Erfahrungen aufs trefflichste. Bei jeder Tour ist mindestens ein Luftverpester unterwegs, welcher durch aggressive Fahrweise  den Asphalt zu seinem alleinigen Hoheitsgebiet erklärt.

Der Pirnaer Altstadt stattete ich noch einen kurzen Besuch ab, dann war das Ziel Wehlen auch schon erreicht. Die Pension zur Fähre hat in ihren Gästezimmern die Zeit konserviert. Soll heißen, wer jemals einen FDGB Urlaub verbracht hat, weiß wie das aussieht. Da wurde seit 30 Jahren nichts verändert. Für die Wanderung am nächsten Morgen habe ich noch einen frühen Frühstückstermin ausgehandelt, da der erste Schritt schon um 07:00 Uhr erfolgen soll.


Strecke 148 km / Fahrzeit 6:40 h





26.03.2011 05:52 Uhr aufgewacht, passend, da 06:15 Uhr Frühstück serviert wird.

Das Wetter leider typisch Bergtest Wehlen. Pünktlich 07:00 Uhr beginnt es zu Regnen. Na egal, die 36 km werden wir schon schaffen. Kurz nach dem Start eine geänderte Streckenführung. Der kleine Bärenstein wird in diesem Jahr umgangen. Na, vielleicht hat es ein paar Bäume umgeschmissen, denke ich so bei mir. Im Ziel wurden wir vom Veranstalter dahingehend aufgeklärt. Der Waldbesitzer wollte so eine Art Maut kassieren. Deshalb haben alle seinen Besitz links liegen gelassen.

An der Latzhütte eine Tasse heißen Tee, den Stempel auf die Startkarte gedrückt, und weiter hinüber zum Pfaffenstein. Beim Aufstieg schnaufte wie in jedem Jahr mein Freund Ulf von hinten heran. Er rennt diese Strecke!!! Da kann ich nur den Hut ziehen und ehrfürchtig hinterher blicken. Nach einem erfrischenden Bier auf dem Pfaffenstein ging es durch das in diesem Jahr nicht vereiste Nadelöhr hinunter nach Pfaffendorf, zur Schönen Aussicht mit Blick auf den Ort Königstein. Die Elbe wird mit der Fähre gequert. Danach beginnt der nach zusammenhängenden Höhenmetern längste Anstieg der Wanderung hinauf zum Lilienstein. Oben haben wir uns nicht lange aufgehalten, denn es war sehr windig und kalt. Die „alten Hasen“ freuen sich jetzt schon auf die Fettbemmen an der Raststation. Leider fing es just hier an zu regnen. Da mussten wir das Mittagsbier im Gasthaus einnehmen. Übrigens hat man auf dem Gipfel des Liliensteins schon zweidrittel der Höhenmeter geschafft, jedoch noch 20 km Wegstrecke vor sich. Bis zum Polenztal ist es dann auch eher unaufgeregt. Im Talgrund blühten wie in jedem Jahr die Märzenbecher. Sie überziehen die Wiesen wie ein weißer Teppich. Phantastisch. An den steil aufragenden Wänden noch der Rest des Winters. Eisgebilde  klebten am rauen Fels. Hier hatte die Sonne noch keinen Zugang.

Hockstein, Schwedenlöcher, alles kein Problem. Leider im Dauer Nieselregen. Auch am Kiosk auf der Bastei, wo wir uns den Appetit auf ein weiteres Bier nicht vermiesen ließen.

Danach waren die letzten 5 km bis ins Ziel schnell abgespult. Alles in allem wieder eine sehr schöne Wanderung durch eine bezaubernde Landschaft.

Ein herzliches Dankeschön auch an meine Freunde und innen für die nette, unterhaltsame Begleitung.


Strecke 36 km / Höhenmeter 1400 / Laufzeit 9: 45 h

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Aktualisiert (Montag, den 02. Januar 2017 um 10:38 Uhr)